Beschreibt Bentham ein Menschenbild wie es ist oder wie es sein sollte?
Dienstag, 2. Februar 2010, 20:31
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„Die Natur hat die Menschheit unter die Herrschaft zweier souveräner Gebieter – Leid und Freude – gestellt. Es ist an ihnen aufzuzeigen, was wir tun sollen, wie auch zu bestimmen, was wir tun werden. Sowohl der Maßstab für Richtig und Falsch als auch die Kette der Ursachen und Wirkungen sind an ihrem Thron festgemacht…“
So heißt es in seinem Werk „Das Prinzip der Nützlichkeit“.
Die Aufgabenstellung im Philounterricht war:
Beurteilen Sie die These: B.s Menschenbild ist unchristlich und areligiös.
1. Meiner Meinung nach beschreibt er kein konkretes Menschenbild, sondern ein Menschenbild wie es sein sollte.
Ist das richtig?
2. Wenn etwas areligiös ist kann es nicht gleichzeitig unchristlich/ christlich sein, und andersrum kann etwas unchristliches nicht, oder nur schwer, areligiös sein.
Besser müsste die Fragestellung lauten: B.s Menschenbild, wie es sein sollte, ist unchristlich / areligiös.
Sicherlich eine Frage der Interpretation, aber was sagtet ihr?


1 Kommentar bisher • RSS-Feed für KommentareTrackBack URI

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  • Schleier des Nichtwissens sagt:

    1. Meiner Meinung nach beschreibt er kein konkretes Menschenbild, sondern ein Menschenbild wie es sein sollte.
    Ist das richtig?
    Bentham beschreibt ein Menschenbild, von dem er glaubt, dass es so ist (nicht sein sollte). Bentham war, wie fast alle Utilitaristen, Epikureer. Diese bestritten die Existenz der Götter. Der Mensch versucht, Schmerz zu vermeiden und möglichst viel Lust zu empfinden. Wenn er etwas Falsches tut, bedauert er es. Empfindet daher Unlust. Etwas Gutes zu tun, steigert die Lust. Aus dieser tatsachenorientierten (Sein) Überlegung folgerte Bentham eine normative Forderung (Sollen), nämlich dass der Mensch anderen Lebewesen kein Leid zufügen solle.
    2. Wenn etwas areligiös ist kann es nicht gleichzeitig unchristlich/ christlich sein, und andersrum kann etwas unchristliches nicht, oder nur schwer, areligiös sein.
    Nicht unbedingt: Bentham war als Utilitarist davon überzeugt, dass Gerechtigkeit, Nächstenliebe und Mitgefühl schätzenswerte Eigenschaften sind. Das sind christliche Werte, die er propagierte, obwohl er (soweit ich weiß) Atheist war. Ein Agnostiker, Atheist oder Mensch anderer Religionszugehörigkeit kann durchaus ein Menschenbild und eine Ethik haben, die mit den christlichen Werten übereinstimmen. Obwohl er kein Christ ist.
    Ich würde die These vertreten, dass Benthams Menschenbild areligiös (da die Existenz Gottes nicht bejaht wird), aber christlich ist, da es dem christlichen Menschenbild (wenn auch nicht der christlichen Entstehungsgeschichte) in vielen Punkten gleicht. Allerdings gibt es in Benthams Werk einige Stellen, die christlichen (und anderen ethischen, sogar späteren utilitaristischen) Auffassungen widersprechen.
    Gruß



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