Heinrich heine „sie haben dir übel mitgespielt“ gedichtinterpretation?
Sonntag, 4. April 2010, 12:17
Abgelegt unter: Berge

hey leute haben in religion die aufgabe bekommen dieses gedicht bis morgen(!) zu interpretieren / analysieren wir befassen uns grade unter anderm mit dem thema bedeutung jesu…
hoffentlich kann mir jmd helfen!:) danke
Sie haben dir übel mitgespielt
Caput XIII
Die Sonne ging auf bei Paderborn
Mit sehr verdroßner Gebärde.
Sie treibt in der Tat ein verdrießlich Geschäft
Beleuchten die dumme Erde!
Hat sie die eine Seite erhellt,
Und bringt sie mit strahlender Eile
Der andern ihr Licht, so verdunkelt schon
Sich jene mittlerweile.
Der Stein entrollt dem Sisyphus,
Der Danaiden Tonne
Wird nie gefüllt, und den Erdenball
Beleuchtet vergeblich die Sonne! —
Und als der Morgennebel zerrann,
Da sah ich am Wege ragen,
Im Frührotschein, das Bild des Manns,
Der an das Kreuz geschlagen.
Sie haben dir übel mitgespielt,
Die Herren vom hohen Rate.
Wer hieß dich auch reden so rücksichtslos
Von der Kirche und vom Staate!
Mit Wehmut erfüllt mich jedesmal
Dein Anblick, mein armer Vetter,
Der du die Welt erlösen gewollt,
Du Narr, du Menschheitsretter!
Zu deinem Malheur war die Buchdruckerei
Noch nicht in jenen Tagen
Erfunden; du hättest geschrieben ein Buch
Über die Himmelsfragen.
Der Zensor hätte gestrichen darin,
Was etwa anzüglich auf Erden,
Und hebend bewahrte dich die Zensur
Vor dem Gekreuzigtwerden.
Ach! hättest du nur einen andern Text
Zu deiner Bergpredigt genommen,
Besaßest ja Geist und Talent genug,
Und konntest schonen die Frommen!
Geldwechsler, Bankiers, hast du sogar
Mit der Peitsche gejagt aus dem Tempel —
Unglücklicher Schwärmer, jetzt hängst du am Kreuz
Als warnendes Exempel!


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  • HySt2812 sagt:

    Miss Cholz..,
    es handelt sich bei Ihrem Text um ein Kapitel(=caput) aus HEINRICH HEINEs „Deutschland,ein Wintermärchen“,ein satirischer (=witzig-kritischer) Bericht über seine Reise von Frankreich nach Hamburg zu seiner Mutter im Jahr 1843.Deutschland war zu dieser Zeit eine Patchwork-Landkarte von Königreichen;Fürstentümern,Großherzogtüm… usw. HEINE verlässt die Stadt Paderborn,die zum Königreich Preußen gehörte, das am strengsten alle freiheitlichen Regungen der Presse,der Dichter, aller frei denkenden Menschen unterdrückte.(Im gleichen Jahr 1844 gab es auch den Hungeraufstand der schlesischen Weber. Der Aufstand wird vom preuß-n König mit Truppen zusammengeschossen.)
    HEINE sieht beim Verlassen Paderborns die Sonne,von der er sagt,
    sie gehe „mit verdroßner Gebärde“ auf.Er vermenschlicht sie, weil er sie ein Geschäft betreiben lässt: „die dumme Erde“ zu beleuchten.
    Sie hat es mit der Erde schwer:Kaum hat sie eine Seite erhellt,ist die andere schon dunkel. Heine meint hier nicht etwa Astronomisches – nein, er sticht mit der Nadel des politischen Witzes,der Satire zu,
    indem er sinngemäß sagt: „Das ist sowieso eine sinnlose Aufgabe,die Erde zu erhellen!“, und dazu nimmt HEINE einen Vergleich aus den griechischen Sagen, in denen ein Sisyphos, der die Götter mehrfach überlistet hatte, die Strafe erhielt, im Totenreich einen schweren Stein einen Hügel hochzurollen,und wenn er oben war,rollte dieser natürlich wieder runter.Heine meinte aber: Die Helligkeit der Freiheit kommt nicht so leicht nach Preußen. Und dann kommt DER Moment, als HEINE ein Heiligtum sieht, JESUS am Kreuz. darüber will ich jetzt sprechen/schreiben:
    Das Kreuz nimmt HEINE zum Anlass, zu Jesus zu sprechen.Er macht das zwar mit ganz schön lockerer Zunge,aber er verspottet Jesus nicht, auch wenn er ihn „Narr“ nennt.Er sagt :(Zitat von „Mit Wehmut“…bis „du Menschheitsretter“) und er fragt – und dabei meint er natürlich seine Zeit: „Warum hast du auch so unvorsichtig von der Kirche und vom Staat gesprochen?“ Und dann er macht er sich einen Jux daraus,die strenge preußische Pressezensur zu verspotten: „Der ZENsor ((der preußische Beamte,der sogenannte „Beleidigungen von König und Kirche“ aus den Büchern aufspüren musste))…
    ((Jetzt tragenSie vor oder schreiben Sie „Der ZENsor hätte…bis zum Schluss des Kapitels.
    Es ist eine höhnische Satire auf die preußische Pressezensur,also die strenge Kontrolle von gedruckten Texten, die von ZENsoren ausgeübt wird.)) Zum Schluss bringt er sein Mitleid mit Jesus Christus zum Ausdruck: „Unglücklicher Schwärmer,jetzt hängst du am Kreuz/als warnendes Exempel“= Beispiel
    Dieses Kapitel zeigt,wie Heinrich Heine jede Gelegenheit nutzt,den politischen Winter, der über den deutschen Kleinstaaten liegt, anzuklagen- mit seinem politischen Witz,den man Satire nennt.
    Und ich bin ganz sicher, dass er nicht etwa Jesus Christus verspotten wollte. Das kann man aus diesem Text nicht herauslesen. (Wenn man lesen kann.)
    Ich wünsche Ihnen eine gute Note! Beim Vortrag seien Sie locker, sprechen Sie mit Ihren Worten, beim Text schreiben Sie bitte lesbar,weil ihn ja Ihre Lehrerin lesen können muss. (Und wenn Sie schreiben,müssen Sie die von mir genannten Kapitel noch einmal abschreiben.
    HySt2812



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