Niemand zwingt dich hier zu arbeiten ? Welche schlechten Arbeitsbedingungen sind heute etabliert ?
Dienstag, 20. April 2010, 03:30
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Entstanden aus den Antworten bei anderen Fragen kommt mir die Frage, ob es wahr ist, dass man nicht gezwungen wird unter bestimmten schlechten Bedingungen zu arbeiten. Und falls, welche sind das ? Welche schlechten Arbeitsbedingungen gehören zum Standard ? Bei welcher Bedingung kann sich ein Chef sicher sein, dass der Arbeitnehmer es anderswo auch nicht besser bekommen wird ?
Bewerbungsschreiben mit Foto als Einstieg..


4 Kommentare bisher • RSS-Feed für KommentareTrackBack URI

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  • AlterFri sagt:

    Callcenterbranche (ich arbeite im Support einer Telefon- und Internetgesellschaft). Großraumbüro, indem man fast mit Ellenbogenkontakt nebeneinander sitzt. Die anrufenden Kunden bekommt man von der ACD automatisch mit einem Ankündigungston aufs Ohr geknallt, man kann sich zwischen zwei Anrufen nicht einmal die Nase schnäutzen, notgedrungen lässt man die Suppe dann eben laufen.
    Das Headset fesselt einen an den Platz. Das ständige Geklicke mit der Maus, hastige Tastatureingaben unter Zeitdruck verursachen schneidende Schmerzen in den Fingern und im Handgelenk. Kaffee, Aspirin und Ibuprofen sind die Grundnahrung eines Callcenter-Agent.
    Der eine Kunde ist im Headset kaum zu verstehen, beim nächsten platzt einem schier das Trommelfell. Andere Kunden haben ein plärrendes Baby auf dem Schoß, das direkt in den Hörer brüllt. Dumme Anmachen, dummes Diskuttiere wegen Nichtigkeiten und Dingen, die niemand ändern kann. Spätestans nach den ersten beiden Stunden tun Dir die Ohrläppchen vom Headset weh, wenn Du es abnimmst hörst Du die Umgebung nur noch wie durch Watte.
    Weil im Saal an die 80 bis 100 Leute sitzen, die alle gleichzeitig sprechen ist es permanent laut, manche Kunden verstehen einen nicht richtig, daher mußt Du selbst lauter als normal sprechen bis irgendwann der Kehlkopf schmerzt.
    Beschwerdekunden motzen einen unentwegt an, für die ist man nur ein Fußabstreifer, die nehmen einen garnicht als Mensch wahr.
    Gleichzeitig darf man sich aber nicht wehren, auch wenn man beleidigt wird nicht. Der Kunde ist eben König, der darf alles. Dem Mitarbeiter ist es verboten aufzulegen, gleichzeitig dürfen die Gespräche eine bestimmte Zeit aber nicht überschreiten! Das heißt Stress pur!
    Übrigens dürfen die selben Kunden, die einen dumm anmotzen auch noch mit Schulnoten „bewerten“ und von dieser Bewertung hängt ein Teil der Bezahlung ab. So muss man völlig entwürdigend vor den Kunden den Kriecher spielen, nur damit sie einen als freundlich bewerten.
    Man darf ohne Erlaubnis nicht vom Platz aufstehen, nicht einmal aufs Klo gehen. Es wird angezeigt, wieviele Leute gleichzeitig in die Pause dürfen, pro Stunde sind es nur 5 Minuten, oft darf man bis zu 2-3 Stunden lang den Platz nicht verlassen.
    Die Mittagspause beträgt gerade 30 Minuten, das reicht nicht einmal um sich einen Döner holen zu können.
    Es interessiert niemanden, ob Du vergrippt oder mit 38 Fieber dasitzt, wenn Du nicht permanent fröhlich und lächelnd dreinschaust und Dich so anhörst bekommst Du ein großes, gelbes, dümmliches Smiley an den Monitor gehängt.
    Callcenter gehen extrem rücksichtslos mit ihren Mitarbeitern um. Du wirst z. B. für einen Job mit Schichtarbeit mit bestimmten Schichtzulagen gelockt. Kaum bist Du ein paar Wochen dabei wird allen die Schichtzulage gestrichen. Du wirst nach Belieben wie ein tumbes Stück Vieh hin-und-her geschoben, es interessiert keinen wenn Dein Familien- und Sozialleben den Bach runtergeht, weil Du ständig nur zwischen 14 und 2 Uhr nachts und am Wochenende arbeiten musst, das ist die Zeit wo die meisten Daus und Looser anrufen.
    Wen wundert es da, wenn die Krankenquote im zweistelligen Bereich und auch mal bei 30% liegt!
    Callcenterjobs gehören zu dem widerwärtigsten was ich jemals an Arbeitsbedingungen erlebt habe.
    Alle Callcenter sind gleich mies und der Chef kann sich sicher sein, denn alle Callcenter behandeln ihre Mitarbeiter wie Dreck. Übertroffen wird das Ganze nur noch durch „Outbound“, also Leute, die den ganzen Tag andere anrufen und ihnen was verkaufen müssen. Dieselbe miese Umgebung und jeden Tag Verkaufszahlen erfüllen müssen.
    Wer ohne Erlaubnis von sich aus kündigt bekommt ein Arbeitszeugnis, mit dem er sich den Rest des Lebens weitere Bewerbungen sparen kann.

  • Norbert A sagt:

    Seit der sogenannten Wirtschaftsglobalisierung und der damit
    verbundenen Umsetzung der freien , ungebremsten Märkte ,
    werden die in vielen Arbeitsbereichen Angestellten und Arbeiter
    immer mehr als ökonomisch verwehrtbare Größe betrachtet .
    Prozesse der Rationalisierung , verbunden mit DIN-Standarts nach
    DIN EN ISO 9001 führen zu einer Entmenschlichung am Arbeitsplatz .
    Arbeitnehmer die solchen Zwängen ausgesetzt werden haben die Freiheit
    ihren Arbeitsplatz aufzukündigen – um als Arbeitssuchende als Teil
    der Arbeitslosenverwaltung definiert zu werden .
    Als „Kunde“ der Arbeitsagenturen greifen bei einer Kündigung
    ihres bestehenden Arbeitsverhältnisses als erstes die Sanktionen
    der 3 monatigen Sperre von AlG I .
    Wer sich in der Mitte des vierten Lebensjahrzehnt befindet , wird es sehr schwer haben , einen neuen Arbeitsplatz zu bekommen ,
    es sei denn das sein spezifisches Fachwissen händeringend
    gesucht wird .
    Zigtausende Arbeitnehmer wissen um die Probleme ihrer „freigestellten “ ( gekündigten ) Kollegen – da ist Maulhalten eine vage
    Ausweichmöglichkeit , die nächste Entlassungswelle zu umgehen .
    Die Unternehmer wissen auch , das ein großer Teil ihrer Mitarbeiter
    mit nicht unerheblichen Summen bei der Hausbank in der Kreide
    stehen . Hauskredite , Auto und sonstige Konsumentenkredite seien an dieser Stelle angeführt .
    Wer seinen Hausabtrag noch auf Jahre zu leisten hat , muckt nicht auf ,weil im Falle der Langzeitarbeitslosigkeit am Ende die
    Privatinsolvenz droht mit allen verheerenden Folgen für die von Arbeitslosigkeit betroffenen Familien .
    Rhetorikkurse im Sinne der Unternehmensphilosophie werden
    von leitenden Angestellten 1:1 umgesetzt , zum Ziele der produktiven als auch monitären Wertschöpfung “ ihrer “ Unternehmen .
    Die Unternehmer brauchen im Sinne der Mitarbeiterführung keine
    Konkurenz zu fürchten – da diese Standarts in allen Branchen als probates Mittel zum Wohle der Unternehmer propagiert wird .
    Solange EinEuro-Jobs und Leiharbeit reguläre Arbeitsplätze
    vernichten , Arbeitslose als Karteileichen geführt werden ,
    Teile der Wirtschaftslobby das politische Alltagsgeschäft mitbestimmen ,
    wird eine Humanisierung auf dem Arbeitssektor als Gegenstand
    von Weltfremdheit abgehandelt werden .

  • marion.o sagt:

    Eine Sache, die ich ziemlich schlimm finde, ist die Behandlung der Auszubildenden in vielen, gerade kleineren Betrieben. Oft werden die Jungs und Mädelns wirklich menschenverachtend behandelt und als Dienstmädchen benutzt, das Brötchen holt und Tee kocht, eventuell mal Akten ablegt, ohne wirklich den Beruf zu lernen.
    Das ist meiner Meinung nach wirklich eine Schande und geht extrem gegen die Menschenwürde, und widerspricht damit dem wichtigsten Artikel des Grundgesetzes. Der Staat müsste hier schützend eingreifen, aber nichts passiert.
    Leider kommen viele Ausbilder noch mit dem alten Nazispruch „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ als Ausrede für das organisierte Mobbing der Azubis. Ich frage mich, wo diese Leute die letzten 6 Jahrzehnte verbracht haben. Jeder Mensch hat das Recht, mit Respekt und Würde behandelt zu werden und dagegen verstoßen meiner Meinung nach ca. 80% der Ausbildungsbetriebe.

  • blauclev sagt:

    Es müssen nicht unbedingt schlechte Arbeitsbedingungen sein, die einen Chef zu solchen Äußerungen treiben.
    Schlechte Arbeitsleistung beispielsweise eines Azubis könnten das bewirken.
    Wenn dann der Betrieb noch sehr gute Sozialleistungen und guten Lohn anbietet, hat er jedenfalls Recht.



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