Warum waren die Bergarbeiterstreik 1984/85?
Samstag, 3. April 2010, 20:50
Abgelegt unter: Berge

Welche geschichtlichen Hintergrund haben die erbitterten Streiks der britischen Bergarbeiter 1984/85?


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  • Matthias sagt:

    Die Regierung Thatcher wollte die unrentablen Bergwerke in Nordengland schließen, die Gewerkschaften wollten das verhindern.
    Es gab monatelange Streiks aber die Regierung setzte sich auf ganzer Linie durch.
    Gilt als Wendepunkt, da die Macht der britischen Gewerkschaften gebrochen wurde.

  • RoteHexe sagt:

    Der einjährige britische Bergarbeiterstreik der Jahre 1984/1985 (Miners’ Strike, auch Coal Strike, 4./9. März 1984-5. März 1985) war ein bedeutender Arbeitskampf, der die Macht der englischen Gewerkschaften dauerhaft verringerte.
    Er gilt als schwerwiegende Niederlage der britischen Bergarbeiter und wirkte bis weit über das eigentliche Ende des Arbeitskampfes hinaus: zum einen wurde damit der wirtschaftliche Kurs der Regierung Margaret Thatcher für das Vereinige Königreich dauerhaft bestätigt, zum zweiten das Selbstbewusstsein der Arbeiterbewegung nachhaltig beschädigt.
    Der Streik markierte den gewaltsam eskalierenden Höhepunkt des Konflikts zwischen der von der „Eisernen Lady“ geführten konservativen Regierung und der Bergbaugewerkschaft National Union of Mineworkers unter Führung von Arthur Scargill. In Erinnerung blieb der Streik nicht nur wegen seiner ungewöhnlichen Länge, sondern auch wegen des energischen, bisweilen an Fanatismus grenzenden Widerstands der Bergleute gegen die drohenden Schließungen und Privatisierungen ihrer Zechen.
    Die Vorgeschichte – Arbeiterbewegung, Arbeitsgesetzgebung, politische und wirtschaftliche Entwicklung seit Beginn der Ära Thatcher
    Nach dem Erfolg im Falklandkrieg wurde Premierministerin Margaret Thatcher 1983 deutliche Wahlsiegerin. Sie hatte bereits vor ihrem Amtsantritt 1979 erkennen lassen, welches Unbehagen ihr die im Vereinigten Königreich traditionell starke Gewerkschaftsmacht bereitete. Es kann angenommen werden, dass auch treibende Kräfte im Umfeld von Thatcher – etwa Sir Keith Joseph – nach den Erfahrungen des Untergangs der Regierung Edward Heaths 1974, den Einfluss der Gewerkschaften auch gegen starke Widerstände auf ein berechenbares Niveau begrenzen wollten. Eine von Nicholas Ridley geleitete Arbeitsgruppe der Conservative Party war bereits 1978 zur Einsicht gelangt, dass für den Fall einer Regierungsübernahme mit Arbeitskämpfen in den Bereichen Kohle- und Elektrizitätswirtschaft und bei den Hafenarbeitern zu rechnen wäre. Der nach dem Vorsitzenden benannte und am 27. Mai 1978 im Economist veröffentlichte Bericht der Arbeitsgruppe empfahl, geeignete Gegenmaßnahmen ins Auge zu fassen: neben der Anlage von Kohlevorräten in Depots und verstärkten Importen für Krisensituationen, müsse der Transport möglichst gewerkschaftsfern sein. Zudem sei die duale Befeuerungsmethode mit Öl landesweit einzuführen, um die einseitige Abhängigkeit von der Kohle zu mindern.[1] Als besonderer Affront musste zudem aufgefasst werden, dass der Bericht auch die Schaffung einer mobilen Polizeitruppe für Arbeitskämpfe einforderte. Mit der Etablierung des National Reporting Centres sollte dieses Vorhaben nach dem Amtsantritt Thatchers zumindest in Ansätzen seine Umsetzung finden.
    Thatcher betrachtete die Gewerkschaften abschätzig und bezeichnete sie im August 1984, also während des Streiks, als enemy within, „den Feind im Inneren“.[2] Zur Attitüde der Konservativen in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren gehörte es wie eine Selbstverständlichkeit, die Gewerkschaften als antidemokratisch und korporatistisch zu bezeichnen.[3] In ihrer Autobiographie sprach Thatcher selbst im Bezug auf die am Rande der Verzweifelung Streikenden – im Wissen, dass der Streik ein sanktioniertes Recht der Gewerkschaften ist – fast durchgängig von „den Militanten“.
    Energieminister Nigel Lawson hatte Thatcher nach seinem Amtsantritt 1981 in diesem Geiste ausdrücklich empfohlen, für eventuelle Streiks Kohlevorräte anzulegen und sich perspektivisch noch mehr auf neue Energiequellen zu verlegen. Das Vereinigte Königreich hatte inzwischen Anstrengungen unternommen, mit Öl aus der Nordsee und Atomkraftwerken die Kohleförderung zu ergänzen.
    Als Speerspitze des Gewerkschaftsbundes Trades Union Congress (TUC) wurde gemeinhin die National Union of Mineworkers (NUM) wahrgenommen, die 1974 mit einem ausgedehnten Streik zum Rücktritt und der folgenden Wahlniederlage des konservativen Premiers Edward Heath beigetragen hatte. Die NUM vertrat dieses Image durchaus selbstbewusst nach außen. Unmittelbar vor dem Streik verkündete Jack Taylor, Präsident der NUM in Yorkshire: „Man behandelt uns nach der Methode friß oder stirb. Es ist Zeit, dass wir aufstehen und zeigen, wie groß wir sind.“[4] Der Konflikt zwischen der Regierung Thatcher und der NUM hatte also nicht zu unterschätzenden Symbolcharakter.
    Vordergründig lasen sich die Wirtschaftdaten für die Jahre 1983 bis 1986 recht günstig: das Bruttosozialprodukt wuchs in diesem Zeitraum um acht, die Industrieproduktion um sieben und die Produktivität um 13 Prozent. Zeitgleich erhöhte sich die Exportquote gar um 21%. Allerdings pegelte sich die Arbeitslosigkeit bei durchschnittlich 3,1 Millionen Erwerbslosen ein, die Zahl der im produzierenden Gewerbe Beschäftigten sank zwischen 1979 und 1990 von sieben auf fünf Millionen Beschäftigte.[5] Von der vorangehenden Rezession zwischen 1979 und 1982 waren ganz besonders die „Gewerkschaftshochburgen“ beim Bergbau



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