Warum wird der Ausdruck „Große Koalition“ weiterhin falsch verwendet?
Sonntag, 25. April 2010, 01:06
Abgelegt unter: Regierung

Nach der Landtagswahl in Brandenburg entbrennt nun bundesweit die Frage, ob dort eine rot-rote Regierung oder eine Große Koalition gebildet werden sollte – ohne daß vielen vor allem westdeutschen Kommentatoren klar ist, daß das in diesem Fall das selbe ist. Bei Thüringen liegt ein ähnlicher Fall vor, wobei hier eine Große Koalition praktisch komplett ausgeschlossen ist.
Als Große Koalition definiert sich im Sprachgebrauch der BRD eine Koalition der beiden stärksten Parteien. In vier der sechs ostdeutschen Länder besteht eine Große Koalition nicht aus CDU und SPD.
Ist es Gewohnheit oder politische Hintergedanken, was dazu führt, daß der Ausdruck auf die beiden Parteien beschränkt wird, die die Politik der „alten“ BRD dominierten?


8 Kommentare bisher • RSS-Feed für KommentareTrackBack URI

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  • MucFJB sagt:

    Eine „Große Koalition“ ist im allgemeinen Sprachgebrauch eine Koalition zwischen den beiden stärksten Parteien, wenn sie damit auch über eine absolute Mehrheit verfügen. So gesehen wäre natürlich auch in Brandenburg eine rot-rote Regierung logisch gesehen die große Koalition.
    Tatsächlich sieht es in Brandenburg folgendermaßen aus: Die SPD verfügt über 33 Sitze, die Linke über 29 und die CDU über 20 Sitze. Jede der daraus möglichen Konstellationen käme also über die einfache Mehrheit von 45 von 88 Sitzen.
    In Thüringen verfügt die CDU über 30 Mandate, die Linke über 27 und die SPD über 18. Auch hier hätte jede möglich Konstellation immer noch die einfache Mehrheit der 88 Sitze.
    Vermutlich ist es im Westen einfach eine Jahrzehnte lange Angewohnheit, CDU/CSU und SPD als die stärksten Parteien zu definieren und deshalb auch nur diese Parteien im Rahmen einer großen Koalition zu nennen.
    Wir im Westen sollten uns vielleicht etwas besser auf die neuen politischen Verhältnisse einstellen.
    P.S.: Ich bin aus Bayern, genauer gesagt aus München, aber mit Sicherheit kein CSU-Wähler. Allerdings bin ich auch kein Freund der Linken.

  • Thorben L sagt:

    Vom Begriff her hast du Recht eine Große Koalition wird von den beiden größten Fraktionen eines Parlaments gebildet. In Brandenburg also SPD und die Linke und in Thüringen CDU und die Linke.
    Im deutschen Sprachgebrauch werden aber damit Koalitionen zwischen Unionsparteien (CDU/CSU) und SPD bezeichnet. Ich denke das kommt daher, dass die Parteien im Bundestag die größten Fraktionen stellen und sie bisher beides Volksparteien waren.
    Interessant wird es, sollte mal eine andere Partei zu den zwei stärksten gehören, ob sich dann der Begriff auf andere Koalitionen überträgt.

  • funship sagt:

    Die Definition des Begriffs „Große Koalition“ ist bei weitem nicht so eindeutig, wie du es darstellst. Manche werden darunter auch nur eine bestimmte Epoche in der Geschichte der BRD verstehen, die die letzen vier Jahr definitiv nicht einschließt. Vor allem dann, wenn man noch etwas Kontext hinzufügt: „Die Zeit der Großen Koalition“ wird auf lange Sicht nicht mit den Jahren 2005 bis 2009 assoziiert werden, sondern weiterhin mit einer früheren Periode in der Geschichte der Bundesrepublik.
    Kommende Generationen werden das anders sehen.

  • Kapaun sagt:

    „Große Koalition“ ist der seit Jahrzehnten feststehende Begriff für eine CDU/SPD-Koalition. Er gilt auch dann, wenn es in Einzelfällen faktisch eine noch größere Koalition gäbe. Schon deshalb, weil alles andere nur zu Verwirrung führen würde.

  • waschi sagt:

    Es ist Gewohnheit. Der Sprachgebrauch der BRD resultiert aus der Tatsache, dass es solche Überlegungen in der DDR nicht gab.

  • DR Eisendraht sagt:

    Kein Mensch erkennt hinter der Linkspartei den Bestandteil einer Großen Koalition vermuten. Der allgemeine Sprachgebrauch ist nicht immer korrekt.

  • JayBee_X sagt:

    @sgxsu
    ….Die Linke bleibt eine Besonderheit der ostdeutschen politischen Verhältnisse…
    Noch bleibt sie es! Aber nicht mehr lange, denn allmählich etabliert sie sich in allen Bundesländern. Und das ist gut so!

  • sgxsu sagt:

    Die Linke bleibt eine Besonderheit der ostdeutschen politischen Verhältnisse, zum Glück.



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